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Von der Möglichkeit einer neuen Wirklichkeit  – malerei von Isa Dahl

 in Schwäbisch Hall 

Laufzeit 07. juli bis 04. August 2019



Pressetext

 

Von der Möglichkeit einer neuen Wirklichkeit – Malereien von Isa Dahl

 

Isa Dahl entwickelt mit ihren aus Farbe, Licht und Struktur bestehenden dynamischen Kompositionen eine Erfahrung von Sinnlichkeit und Ästhetik. Die Materialität der Ölfarbe, die Isa Dahl bevorzugt verwendet, ihre Beschaffenheit im Kern, entfaltet sich facettenreich in ganzer Kraft in dieser Malerei. Wellenartig verdichten und lichten sich an Naturkräfte erinnernde Strukturen. Ähnlich wie unsere Lieblingsmusik, scheint die Malerei von Isa Dahl einen Bereich in unserem Inneren zu stimulieren, der uns intuitiv vertraut aber von unserem Verstand nicht ganz zu erfassen ist.

 

Die Bilder von Isa Dahl sind von unterschiedlichsten Perspektiven gezeichnet, von Durchbrüchen, Wirrungen, Netzen, unfassbaren Verstrickungen, Anfängen, Enden und trotz diesem ganzen Chaos sind sie auf eine gewisse Weise geordnet. Diese verschiedenen Strukturen, die die Malerin aus Stuttgart in Serien gliedert, regen den Betrachter zu einer Reihe von Assoziationen an. Es sind Strukturen, wie wir sie in unserer natürlichen Umgebung wiederzufinden glauben und doch können wir nichts genau Entsprechendes benennen. Uns zutiefst vertraut und gleichzeitig unbestimmt bleibend, führt diese Malerei den Betrachter tief an das Geheimnis künstlerischen Schaffens heran.

 

Die gemalte Komplexität, erlaubt es uns auch, die Pinselbewegungen der Künstlerin teilweise nachzuvollziehen. Das fertige Werk ist also eine Erzählung vom Mal-Akt an sich und so, lyrisch betrachtet, auch eine von der Zeit. Die Essenz dieser Malerei besteht also, nicht anders als unser Gegenwartsstrom auch, aus Komplexität und Zeit.

Der Soziologe Armin Nassehi liefert im vergangen Jahr in der ZEIT (Nr. 28/2018, 5. Juli 2018) den Zusammenhang von Komplexität und unserer Gegenwart: Eine moderne Weltsicht zeichne sich durch die Anerkennung von Komplexität aus, indem man einsehe, nicht alle Parameter kontrollieren zu können. Ein System in unserer Welt sei dann erfolgreich, wenn es über Mehrfachcodierungen verfüge und deshalb anpassungsfähig ist. Es habe sehr lange gebraucht ein Narrativ für die Weltordnung zu finden, an deren Ende wir uns gerade befinden – in welcher wir mit Institutionen und Gesetzen die vermeintliche Gewissheit hatten, die Kontrolle über unser Leben zu erlangen.

 

Vermutlich wird es ebenso lange brauchen, ein neues Narrativ zu entwickeln, das unterschiedlichste Perspektiven in sich trägt und diese neue Epoche erfolgreich erzählen kann. Wohl finden wir in der Malerei von Isa Dahl nicht unbedingt die Antwort auf eine neue Weltordnung, dennoch aber den Blick für eine mögliche Herangehensweise.


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