SWG Kunstlexikon
HOLZBILDHAUEREI | HOLZSKULPTUREN
(Holzschnitzerei); die Kunst, aus Holz vollplastische Figuren (Holzskulpturen), Gruppen und Reliefs herauszuhauen oder ornamentales Zierwerk sowie kleinere Plastiken (oft serienmäßig) herauszuschnitzen. Beide Techniken werden meist an demselben Werk angewandt. Aus Stammholz (bis Anf. 19.Jh.), heute oft aus geleimtem Holzblock, wird mitgrobem Schnitzeisen und dem Knüppel die Grundform herausgehauen. Die Einzelheiten werden mit feineren Schnitzeisen ausgeführt und mit Messern, Raspeln und Glaspapier geglättet. Angesetzt wird i.d. R. nur das über die Blockgrenzen Hinausreichende, fast immer aber die Hände. Bei den aus dem Stamm geschnittenen Figuren muß das Kernholz beseitigt sein, um Risse zu vermeiden. Weichholzfiguren wurden meist gefaßt (Fassung 1). – Büdschnitzer und Schreiner gehörten im MA. verschiedenen Zünften an.
Holz ist neben Ton und Bein vermutlich der Werkstoff für die frühesten plastischen Arbeiten. Als Material wurden i.d.R. einheimische Hölzer verwendet, z.B. in den Niederlanden, Norddeutschland und Skandinavien vorwiegend Eichenholz, in Süddeutschland, wo dieses dem figürl. Schmuck von Schreinerarbeiten (Chorgestühl, Türflügel) vorbehalten blieb, i.a. Lindenholz, in den Alpenländern auch Arvenholz. Obstbaum- und besonders das harte Buchsbaumholz wurden vornehmlich für Kleinplastiken und Bozzetti verwendet. Bevorzugte Holzarten in Japan waren Kampfer, besonders in der frühen Großplastik, später japan. Zypresse, aber auch Kirsche und Nußeibe.
EUROPA UND MITTELMEERRAUM
Ägyptische Holzskulpturen sind zahlreich erhalten, für die klassische Antike (chryselephantine Bildwerke) sind sie literarisch bezeugt. Von großer Bedeutung für die christl. Ikonographie sind die Reliefs der Holztüren frühchristlicher Kirchen. Ihre Blüte erreichte die Holzbildhauerei, nach religiös begründetem Verzicht auf Bildwerke in der Frühzeit, jedoch erst im Mittelalter: Monumentale Kruzifixe (Gerokruzifixus, um 970; Köln, Dom) und Madonnenfiguren wurden gestaltet (Holztüren von St. Maria im Kapitol, Köln, Mitte 11. Jh.; Essener Madonna, um 980, und Imad-Madonna in Paderbora, um 1055, beide urspr. mit Goldblech überzogen). Im 14. Jahrhundert entstanden im Rahmen der Andachtsbilder die Christus-Johannes-Gruppen, gleichzeitig in Spanien eindrucksvolle Madonnenfiguren und Kruzifixe. Im Hoch- und Spät-MA. gestaltete man Schnitzaltäre, die Flügel gemalt oder in Relief, das Mittelstück meistens geschnitzt. Den Höhepunkt der Darstellung erreichte die Holzbilhauerei in der Spätgotik (T. RIEMENSCHNEIDER, V. STOSS, M. PACHER, C. BERG, u.a. in Flandern JAN BORMAN). Seit dem Ausgang des Mittelalters verzichteten die Künstler als Folge eines gewandelten Kunstverständnisses verschiedentlich auf die farbige Fassung (Riemenschneider). Aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen die Arbeiten von G. PETEL, B. PERMOSER, I. GÜNTHER, J. A. FEUCHTMAYER. Unter den neueren Künstlern sind u.a. zu nennen E. BARLACH, E. L. KIRCHNER, K. HARTUNG, K. EHLERS, O. BAUM.
AUSSEREUROPAISCHE KULTUREN
In Indien ist die Holzbildhauerei wie der Holzbau eine alte, jedoch kaum überlieferte Gattung dekorativer und ritueller Kunst: Die skulptierten Steinzäune und -tore der buddhistischen Stupas von Bharhut und Sanchi können einen Einblick in die traditionelle ind. Holzbildhauerei vermitteln. Zahlreich überliefert sind geschnitzte Buchdeckel buddhist. Manuskripte (Nepal, Tibet), Paneele und Figuren hölzerner Prozessionswagen (Nepal, Südindien) und kunsthandwerkliche Objekte der letzten Jahrhunderte.
In Japan war auf Grund seines Waldreichtums Holz ein beliebtes Material der Bildhauer und Kunsthandwerker. Buddhistische Gottheiten wurden seit dem 8. Jh. aus einem massiven Holzblock mit drapiertem Gewand herausgearbeitet (Ichi-boku-Technik); seit dem 11. Jh. entstanden aus mehreren Teilen zusammengesetzte Holzplastiken (Yosegi-Technik). Weiterhin wurden in Holz shintoist. Götterfiguren in einfacher japan. Gewandung und Porträtplastiken von Priestern, aber auch weltliche Personen gearbeitet. Masken entstanden meist in Yosegi-Technik, auch Netsuke wurden aus Holz geschnitzt. Als Bauschmuck wurden Reliefs über Schiebetüren (Ramma) an Portalen mit Blumen- und Tierdarstellungen angebracht (Nijo-Palast in Kioto, Nikko-Mausoleum). – Die japanischen Holzbildwerke sind i.d.R. farbig gefaßt oder vergoldet.
In Indonesien spielt die Holzbildhauerei in polychromen Schnitzarbeiten an den Häusern der Toraja und der Batak eine bedeutendeRolle, ebenso in Skulpturen auf Bali und Masken auf Java und Bali.
In Ozeanien hat die Holzbildhauerei überragende Bedeutung. Die Einzelplastik herrscht vor. Sie wurde fast immer aus einem Kernholz gearbeitet, die äußere Begrenzung durch die enge Stammform wo nötig durch à-jour-Arbeit oder die Verwendung tropischer Bäume mit Brettwurzeln überwunden. Zusammengesetzte Figuren oder ganze Ensembles finden sich hier äußerst selten. Besonders kunstvoll sind z. B. die Malanggane von Neuirland, Korware von NW-Neuguinea, Mbis-Pfähle der Asmat. Neben Götter- und Ahnenfiguren wurden vielfaltige Masken, Verzierungen an Gebrauchsgegenständen (Nackenstützen, Booten, Schemeln u.a.) sowie Gebäuden (z. B. reliefartige Bildwerke als Architekturteile bei den Maori) geschaffen.
In Afrika ist die Holzbildhauerei die bei weitem wichtigste Form des Kunstschaffens und wird von fast allen künstlerisch tätigen Volksgruppen ausgeübt, besonders bei den Bodenbauern von Sierra Leone im NW bis Madagaskar im SO. Holzbildhauer sind aus kult. Gründen häufig die Schmiede, da sie in vielen Gesellschaften wegen ihres Umgangs mit dem Feuer eine Sonderstellung einnehmen. Generell ist die Holzbildhauerei anonymes Schaffen für den Stamm, für eine bündische Organisation oder auch für Privatpersonen. Nur in Ausnahmefällen (Yoruba) sind Künstler (Künstlerschulen, -familien) namentlich bekannt geworden. Erst in jüngerer Zeit konnten die Namen einiger Holzbildhauer aufgezeichnet werden. – Eine große Anzahl von Holzsorten wird für die Holzbildhauerei verwendet und häufig unter rituellen Handlungen ausgesucht: von sehr weichem (oft für Masken) bis zum „Eisenholz“, das dem Termitenfraß länger standhält und deshalb meist zum Herstellen von Figuren dient.
In Amerika sind aus präkolumb. Zeit im mesoamerikanischen Raum nur wenige Holzarbeiten erhalten. Dazu gehören z. B. die geschnitzten hölzernen Türstürze der Maya mit Hieroglypheninschriften (in Tikal) und aztek. Zungentrommeln. Aus dem andinen Bereich, v.a. aus der Inkazeit, stammen geschnitzte Holzbecher (Keru), Holzplastiken aus der späten Moche-Kultur sowie in Gräbern der Küstenku1turen (z. B. in Ica) gefundene, kunstvoll geschnitzte Ruder und Kielschwerter.
In Nordamerika sind hervorragende Beispiele der Holzbildhauerei die Arbeiten der Nordwestküsten-Indianer, im Südwestendie Kachina-Puppen der Hopi und die monumentalen Götterfiguren der Zuni, im Osten die Masken der Irokesen sowie die Masken der Eskimo im südlichen Alaska.
HOLZBILDHAUEREI | HOLZSKULPTUREN
(Holzschnitzerei); die Kunst, aus Holz vollplastische Figuren (Holzskulpturen), Gruppen und Reliefs herauszuhauen oder ornamentales Zierwerk sowie kleinere Plastiken (oft serienmäßig) herauszuschnitzen. Beide Techniken werden meist an demselben Werk angewandt. Aus Stammholz (bis Anf. 19.Jh.), heute oft aus geleimtem Holzblock, wird mitgrobem Schnitzeisen und dem Knüppel die Grundform herausgehauen. Die Einzelheiten werden mit feineren Schnitzeisen ausgeführt und mit Messern, Raspeln und Glaspapier geglättet. Angesetzt wird i.d. R. nur das über die Blockgrenzen Hinausreichende, fast immer aber die Hände. Bei den aus dem Stamm geschnittenen Figuren muß das Kernholz beseitigt sein, um Risse zu vermeiden. Weichholzfiguren wurden meist gefaßt (Fassung 1). – Büdschnitzer und Schreiner gehörten im MA. verschiedenen Zünften an.
Holz ist neben Ton und Bein vermutlich der Werkstoff für die frühesten plastischen Arbeiten. Als Material wurden i.d.R. einheimische Hölzer verwendet, z.B. in den Niederlanden, Norddeutschland und Skandinavien vorwiegend Eichenholz, in Süddeutschland, wo dieses dem figürl. Schmuck von Schreinerarbeiten (Chorgestühl, Türflügel) vorbehalten blieb, i.a. Lindenholz, in den Alpenländern auch Arvenholz. Obstbaum- und besonders das harte Buchsbaumholz wurden vornehmlich für Kleinplastiken und Bozzetti verwendet. Bevorzugte Holzarten in Japan waren Kampfer, besonders in der frühen Großplastik, später japan. Zypresse, aber auch Kirsche und Nußeibe.
EUROPA UND MITTELMEERRAUM
Ägyptische Holzskulpturen sind zahlreich erhalten, für die klassische Antike (chryselephantine Bildwerke) sind sie literarisch bezeugt. Von großer Bedeutung für die christl. Ikonographie sind die Reliefs der Holztüren frühchristlicher Kirchen. Ihre Blüte erreichte die Holzbildhauerei, nach religiös begründetem Verzicht auf Bildwerke in der Frühzeit, jedoch erst im Mittelalter: Monumentale Kruzifixe (Gerokruzifixus, um 970; Köln, Dom) und Madonnenfiguren wurden gestaltet (Holztüren von St. Maria im Kapitol, Köln, Mitte 11. Jh.; Essener Madonna, um 980, und Imad-Madonna in Paderbora, um 1055, beide urspr. mit Goldblech überzogen). Im 14. Jahrhundert entstanden im Rahmen der Andachtsbilder die Christus-Johannes-Gruppen, gleichzeitig in Spanien eindrucksvolle Madonnenfiguren und Kruzifixe. Im Hoch- und Spät-MA. gestaltete man Schnitzaltäre, die Flügel gemalt oder in Relief, das Mittelstück meistens geschnitzt. Den Höhepunkt der Darstellung erreichte die Holzbilhauerei in der Spätgotik (T. RIEMENSCHNEIDER, V. STOSS, M. PACHER, C. BERG, u.a. in Flandern JAN BORMAN). Seit dem Ausgang des Mittelalters verzichteten die Künstler als Folge eines gewandelten Kunstverständnisses verschiedentlich auf die farbige Fassung (Riemenschneider). Aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen die Arbeiten von G. PETEL, B. PERMOSER, I. GÜNTHER, J. A. FEUCHTMAYER. Unter den neueren Künstlern sind u.a. zu nennen E. BARLACH, E. L. KIRCHNER, K. HARTUNG, K. EHLERS, O. BAUM.
AUSSEREUROPAISCHE KULTUREN
In Indien ist die Holzbildhauerei wie der Holzbau eine alte, jedoch kaum überlieferte Gattung dekorativer und ritueller Kunst: Die skulptierten Steinzäune und -tore der buddhistischen Stupas von Bharhut und Sanchi können einen Einblick in die traditionelle ind. Holzbildhauerei vermitteln. Zahlreich überliefert sind geschnitzte Buchdeckel buddhist. Manuskripte (Nepal, Tibet), Paneele und Figuren hölzerner Prozessionswagen (Nepal, Südindien) und kunsthandwerkliche Objekte der letzten Jahrhunderte.
In Japan war auf Grund seines Waldreichtums Holz ein beliebtes Material der Bildhauer und Kunsthandwerker. Buddhistische Gottheiten wurden seit dem 8. Jh. aus einem massiven Holzblock mit drapiertem Gewand herausgearbeitet (Ichi-boku-Technik); seit dem 11. Jh. entstanden aus mehreren Teilen zusammengesetzte Holzplastiken (Yosegi-Technik). Weiterhin wurden in Holz shintoist. Götterfiguren in einfacher japan. Gewandung und Porträtplastiken von Priestern, aber auch weltliche Personen gearbeitet. Masken entstanden meist in Yosegi-Technik, auch Netsuke wurden aus Holz geschnitzt. Als Bauschmuck wurden Reliefs über Schiebetüren (Ramma) an Portalen mit Blumen- und Tierdarstellungen angebracht (Nijo-Palast in Kioto, Nikko-Mausoleum). – Die japanischen Holzbildwerke sind i.d.R. farbig gefaßt oder vergoldet.
In Indonesien spielt die Holzbildhauerei in polychromen Schnitzarbeiten an den Häusern der Toraja und der Batak eine bedeutendeRolle, ebenso in Skulpturen auf Bali und Masken auf Java und Bali.
In Ozeanien hat die Holzbildhauerei überragende Bedeutung. Die Einzelplastik herrscht vor. Sie wurde fast immer aus einem Kernholz gearbeitet, die äußere Begrenzung durch die enge Stammform wo nötig durch à-jour-Arbeit oder die Verwendung tropischer Bäume mit Brettwurzeln überwunden. Zusammengesetzte Figuren oder ganze Ensembles finden sich hier äußerst selten. Besonders kunstvoll sind z. B. die Malanggane von Neuirland, Korware von NW-Neuguinea, Mbis-Pfähle der Asmat. Neben Götter- und Ahnenfiguren wurden vielfaltige Masken, Verzierungen an Gebrauchsgegenständen (Nackenstützen, Booten, Schemeln u.a.) sowie Gebäuden (z. B. reliefartige Bildwerke als Architekturteile bei den Maori) geschaffen.
In Afrika ist die Holzbildhauerei die bei weitem wichtigste Form des Kunstschaffens und wird von fast allen künstlerisch tätigen Volksgruppen ausgeübt, besonders bei den Bodenbauern von Sierra Leone im NW bis Madagaskar im SO. Holzbildhauer sind aus kult. Gründen häufig die Schmiede, da sie in vielen Gesellschaften wegen ihres Umgangs mit dem Feuer eine Sonderstellung einnehmen. Generell ist die Holzbildhauerei anonymes Schaffen für den Stamm, für eine bündische Organisation oder auch für Privatpersonen. Nur in Ausnahmefällen (Yoruba) sind Künstler (Künstlerschulen, -familien) namentlich bekannt geworden. Erst in jüngerer Zeit konnten die Namen einiger Holzbildhauer aufgezeichnet werden. – Eine große Anzahl von Holzsorten wird für die Holzbildhauerei verwendet und häufig unter rituellen Handlungen ausgesucht: von sehr weichem (oft für Masken) bis zum „Eisenholz“, das dem Termitenfraß länger standhält und deshalb meist zum Herstellen von Figuren dient.
In Amerika sind aus präkolumb. Zeit im mesoamerikanischen Raum nur wenige Holzarbeiten erhalten. Dazu gehören z. B. die geschnitzten hölzernen Türstürze der Maya mit Hieroglypheninschriften (in Tikal) und aztek. Zungentrommeln. Aus dem andinen Bereich, v.a. aus der Inkazeit, stammen geschnitzte Holzbecher (Keru), Holzplastiken aus der späten Moche-Kultur sowie in Gräbern der Küstenku1turen (z. B. in Ica) gefundene, kunstvoll geschnitzte Ruder und Kielschwerter.
In Nordamerika sind hervorragende Beispiele der Holzbildhauerei die Arbeiten der Nordwestküsten-Indianer, im Südwestendie Kachina-Puppen der Hopi und die monumentalen Götterfiguren der Zuni, im Osten die Masken der Irokesen sowie die Masken der Eskimo im südlichen Alaska.
HOLZBILDHAUEREI | HOLZSKULPTUREN
(Holzschnitzerei); die Kunst, aus Holz vollplastische Figuren (Holzskulpturen), Gruppen und Reliefs herauszuhauen oder ornamentales Zierwerk sowie kleinere Plastiken (oft serienmäßig) herauszuschnitzen. Beide Techniken werden meist an demselben Werk angewandt. Aus Stammholz (bis Anf. 19.Jh.), heute oft aus geleimtem Holzblock, wird mitgrobem Schnitzeisen und dem Knüppel die Grundform herausgehauen. Die Einzelheiten werden mit feineren Schnitzeisen ausgeführt und mit Messern, Raspeln und Glaspapier geglättet. Angesetzt wird i.d. R. nur das über die Blockgrenzen Hinausreichende, fast immer aber die Hände. Bei den aus dem Stamm geschnittenen Figuren muß das Kernholz beseitigt sein, um Risse zu vermeiden. Weichholzfiguren wurden meist gefaßt (Fassung 1). – Büdschnitzer und Schreiner gehörten im MA. verschiedenen Zünften an.
Holz ist neben Ton und Bein vermutlich der Werkstoff für die frühesten plastischen Arbeiten. Als Material wurden i.d.R. einheimische Hölzer verwendet, z.B. in den Niederlanden, Norddeutschland und Skandinavien vorwiegend Eichenholz, in Süddeutschland, wo dieses dem figürl. Schmuck von Schreinerarbeiten (Chorgestühl, Türflügel) vorbehalten blieb, i.a. Lindenholz, in den Alpenländern auch Arvenholz. Obstbaum- und besonders das harte Buchsbaumholz wurden vornehmlich für Kleinplastiken und Bozzetti verwendet. Bevorzugte Holzarten in Japan waren Kampfer, besonders in der frühen Großplastik, später japan. Zypresse, aber auch Kirsche und Nußeibe.
EUROPA UND MITTELMEERRAUM
Ägyptische Holzskulpturen sind zahlreich erhalten, für die klassische Antike (chryselephantine Bildwerke) sind sie literarisch bezeugt. Von großer Bedeutung für die christl. Ikonographie sind die Reliefs der Holztüren frühchristlicher Kirchen. Ihre Blüte erreichte die Holzbildhauerei, nach religiös begründetem Verzicht auf Bildwerke in der Frühzeit, jedoch erst im Mittelalter: Monumentale Kruzifixe (Gerokruzifixus, um 970; Köln, Dom) und Madonnenfiguren wurden gestaltet (Holztüren von St. Maria im Kapitol, Köln, Mitte 11. Jh.; Essener Madonna, um 980, und Imad-Madonna in Paderbora, um 1055, beide urspr. mit Goldblech überzogen). Im 14. Jahrhundert entstanden im Rahmen der Andachtsbilder die Christus-Johannes-Gruppen, gleichzeitig in Spanien eindrucksvolle Madonnenfiguren und Kruzifixe. Im Hoch- und Spät-MA. gestaltete man Schnitzaltäre, die Flügel gemalt oder in Relief, das Mittelstück meistens geschnitzt. Den Höhepunkt der Darstellung erreichte die Holzbilhauerei in der Spätgotik (T. RIEMENSCHNEIDER, V. STOSS, M. PACHER, C. BERG, u.a. in Flandern JAN BORMAN). Seit dem Ausgang des Mittelalters verzichteten die Künstler als Folge eines gewandelten Kunstverständnisses verschiedentlich auf die farbige Fassung (Riemenschneider). Aus dem 17. und 18. Jahrhundert stammen die Arbeiten von G. PETEL, B. PERMOSER, I. GÜNTHER, J. A. FEUCHTMAYER. Unter den neueren Künstlern sind u.a. zu nennen E. BARLACH, E. L. KIRCHNER, K. HARTUNG, K. EHLERS, O. BAUM.
AUSSEREUROPAISCHE KULTUREN
In Indien ist die Holzbildhauerei wie der Holzbau eine alte, jedoch kaum überlieferte Gattung dekorativer und ritueller Kunst: Die skulptierten Steinzäune und -tore der buddhistischen Stupas von Bharhut und Sanchi können einen Einblick in die traditionelle ind. Holzbildhauerei vermitteln. Zahlreich überliefert sind geschnitzte Buchdeckel buddhist. Manuskripte (Nepal, Tibet), Paneele und Figuren hölzerner Prozessionswagen (Nepal, Südindien) und kunsthandwerkliche Objekte der letzten Jahrhunderte.
In Japan war auf Grund seines Waldreichtums Holz ein beliebtes Material der Bildhauer und Kunsthandwerker. Buddhistische Gottheiten wurden seit dem 8. Jh. aus einem massiven Holzblock mit drapiertem Gewand herausgearbeitet (Ichi-boku-Technik); seit dem 11. Jh. entstanden aus mehreren Teilen zusammengesetzte Holzplastiken (Yosegi-Technik). Weiterhin wurden in Holz shintoist. Götterfiguren in einfacher japan. Gewandung und Porträtplastiken von Priestern, aber auch weltliche Personen gearbeitet. Masken entstanden meist in Yosegi-Technik, auch Netsuke wurden aus Holz geschnitzt. Als Bauschmuck wurden Reliefs über Schiebetüren (Ramma) an Portalen mit Blumen- und Tierdarstellungen angebracht (Nijo-Palast in Kioto, Nikko-Mausoleum). – Die japanischen Holzbildwerke sind i.d.R. farbig gefaßt oder vergoldet.
In Indonesien spielt die Holzbildhauerei in polychromen Schnitzarbeiten an den Häusern der Toraja und der Batak eine bedeutendeRolle, ebenso in Skulpturen auf Bali und Masken auf Java und Bali.
In Ozeanien hat die Holzbildhauerei überragende Bedeutung. Die Einzelplastik herrscht vor. Sie wurde fast immer aus einem Kernholz gearbeitet, die äußere Begrenzung durch die enge Stammform wo nötig durch à-jour-Arbeit oder die Verwendung tropischer Bäume mit Brettwurzeln überwunden. Zusammengesetzte Figuren oder ganze Ensembles finden sich hier äußerst selten. Besonders kunstvoll sind z. B. die Malanggane von Neuirland, Korware von NW-Neuguinea, Mbis-Pfähle der Asmat. Neben Götter- und Ahnenfiguren wurden vielfaltige Masken, Verzierungen an Gebrauchsgegenständen (Nackenstützen, Booten, Schemeln u.a.) sowie Gebäuden (z. B. reliefartige Bildwerke als Architekturteile bei den Maori) geschaffen.
In Afrika ist die Holzbildhauerei die bei weitem wichtigste Form des Kunstschaffens und wird von fast allen künstlerisch tätigen Volksgruppen ausgeübt, besonders bei den Bodenbauern von Sierra Leone im NW bis Madagaskar im SO. Holzbildhauer sind aus kult. Gründen häufig die Schmiede, da sie in vielen Gesellschaften wegen ihres Umgangs mit dem Feuer eine Sonderstellung einnehmen. Generell ist die Holzbildhauerei anonymes Schaffen für den Stamm, für eine bündische Organisation oder auch für Privatpersonen. Nur in Ausnahmefällen (Yoruba) sind Künstler (Künstlerschulen, -familien) namentlich bekannt geworden. Erst in jüngerer Zeit konnten die Namen einiger Holzbildhauer aufgezeichnet werden. – Eine große Anzahl von Holzsorten wird für die Holzbildhauerei verwendet und häufig unter rituellen Handlungen ausgesucht: von sehr weichem (oft für Masken) bis zum „Eisenholz“, das dem Termitenfraß länger standhält und deshalb meist zum Herstellen von Figuren dient.
In Amerika sind aus präkolumb. Zeit im mesoamerikanischen Raum nur wenige Holzarbeiten erhalten. Dazu gehören z. B. die geschnitzten hölzernen Türstürze der Maya mit Hieroglypheninschriften (in Tikal) und aztek. Zungentrommeln. Aus dem andinen Bereich, v.a. aus der Inkazeit, stammen geschnitzte Holzbecher (Keru), Holzplastiken aus der späten Moche-Kultur sowie in Gräbern der Küstenku1turen (z. B. in Ica) gefundene, kunstvoll geschnitzte Ruder und Kielschwerter.
In Nordamerika sind hervorragende Beispiele der Holzbildhauerei die Arbeiten der Nordwestküsten-Indianer, im Südwestendie Kachina-Puppen der Hopi und die monumentalen Götterfiguren der Zuni, im Osten die Masken der Irokesen sowie die Masken der Eskimo im südlichen Alaska.