SWG Kunstlexikon
PLAKAT
Meist großformatige, seriell hergestellte öffentliche Anschläge zu Werbe- oder Informationszwecken. Ein Plakat kann eine behördliche, politische, propagandistische, ökonomische oder rein künstlerische Botschaft transportieren. In der Regel zeigt es ein farbiges Bild mit kurzem Begleittext oder einem entsprechenden Warenzeichen. Seiner Funktion nach muss ein Plakat eingängig, seine Botschaft leicht erfassbar sein.
Im Zuge der Erfindung der Druckerpresse entstand im 15.Jahrhundert das Flugblatt als (kleinformatiger) Vorläufer des Plakats. Zumeist ohne Illustrationen, kündigten Flugblätter königliche Verlautbarungen, behördliche Verfügungen, öffentliche Veranstaltungen oder (gelegentlich) neue Buchdrucke an. Während der Reformation wurden Flugblätter oftmals mit polemischen Holzschnittillustrationen versehen, die den religiösen Gegner bloßstellen sollten. In der Folgezeit wurden größtenteils Veranstaltungen des Schaustellergewerbes plakatiert. Erst im 19.Jahrhundert erhielt das Plakat sein modernes Erscheinungsbild.
Neue Entwicklungen
Die zunehmende Industrialisierung zahlreicher Arbeitsbereiche erforderte neue Methoden der Reklame, für die sich das Plakat anbot. Die Erfindung des Lithographieverfahrens 1798 ermöglichte es außerdem, Plakate mit farbigen Illustrationen zu bedrucken. In der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts fertigte man auf diese Weise zahlreiche Werbeplakate. Im 19.Jahrhundert entstand auch das Theaterplakat, das mit Szenen aus Dramen, Opern und Burlesken für Aufführungen warb.
Als Begründer der modernen Plakatkunst gilt der Franzose Jules Chéret. 1867 entwarf er ein Plakat, das den Auftritt der Bühnenschauspielerin Sarah Bernhardt ankündigte. Chéret war es, der die Interesse weckende Illustration in den Vordergrund stellte und den knapp erklärenden Informationstext im oberen oder unteren Plakatbereich beließ. Dabei standen Bild und Text in keinem unmittelbaren Zusammenhang mehr: Die Illustration wurde relativ autonom. Chéret war einer der ersten, der durch eine Abstraktion der Figuren und des Hintergrundes der modernen Plakatkunst den Weg bereitete. Über 1000Plakatentwürfe fertigte er auf diese Weise an. Bald schon hatte sich diese Technik in Europa und den USA durchgesetzt. Die ästhetische Wahrnehmung wurde damit deutlich von Chéret beeinflusst.
Um 1890 dann begannen Künstler, wie Henri de Toulouse-Lautrec, Pierre Bonnard und Théophile Alexandre Steinlen, die graphische Plakatgestaltung im Sinn des Jugendstiles weiterzuentwickeln.
Die Zeit ab 1890
Vor allem Toulouse-Lautrec war es, der die von Chéret begonnene Abstraktion des Plakatbildes weiter ausformte. Beeinflusst vom japanischen Farbholzschnitt verwendete er klare Umrisslinien und große, einfarbige Flächen, um die Darstellung „plakativer“ erscheinen zu lassen. Vereinfachung und Stilisierung waren Grundzüge seiner Technik. Auf den Plakaten Toulouse-Lautrecs wurde der Text zunehmend unbedeutend. Vielmehr wurde die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die bildlichen Darstellungselemente gelenkt. Auf Jane Avril (1899), einem der letzten Plakate Toulouse-Lautrecs, ist lediglich der Name der Darstellerin abgedruckt. Toulouse-Lautrec ist damit der Urvater des modernen künstlerischen Bildplakats.
Die Bildersprache des Jugendstiles hingegen betonte weniger die Flächigkeit des Plakats als vielmehr die Ornamentik der Umrisslinie. Diese fließenden, in die Länge gezogenen Linien ließen höchst stilisierte Plakate entstehen. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Richtung gehörten Aubrey Beardsley, Alphonse Mucha, Pierre Bonnard, Henry van de Velde, Frances und Margaret MacDonald, Will Bradley und Jan Toorop. In Österreich schuf Gustav Klimt, in Deutschland entwarfen Thomas Theodor Heine (für die Zeitschrift Jugend) und Otto Eckmann Jugendstilplakate. Van de Veldes ungegenständliches Plakat Tropon (1898) stellt einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Plakatkunst dar: Auf diesem Plakat sind lediglich abstrakte Linien und Muster zu sehen.
Auf einem Plakat, das er für die Zeitschrift La Revue blanche 1894 anfertigte, machte Bonnard den Text zum integralen Bestandteil der Illustration, indem er Schrift- und Bildgestaltung miteinander verknüpfte und im Hintergrund den Titel der Zeitschrift in kleinen Buchstaben sich ständig wiederholen ließ. Dieser neue Stil gab Impulse für das spätere Plakatdesign, die weit bis ins 20.Jahrhundert wirksam waren.
Das 20.Jahrhundert
Während des 1. Weltkrieges (1914-1918) wurden Plakate immer häufiger zu Propagandazwecken eingesetzt, deren Botschaft durch oftmals unverblümt aggressive Illustrationen unterstrichen wurde. In den USA entstand 1917 das berühmte, von James Montgomery Flagg entworfene Plakat I Want You, auf dem eine entschlossen dreinblickende Gestalt mit Zylinder (Uncle Sam) mit seinem Zeigefinger auf den Betrachter zeigt, um Soldaten für die US-Armee zu gewinnen. Dieses Motiv reizte zahlreiche Plakatkünstler zu (teils ironischen) Variationen. Darüber hinaus gewann das Plakat während des 1. Weltkrieges eine publizistische Bedeutung, die es auch im ökonomischen Bereich zum effektvollen Werbeträger werden ließ.
Zwischen 1920 und 1940 nutzten zahlreiche Künstler des Kubismus, des Surrealismus, des Expressionismus, des Dadaismus und des Art deco die Plakatkunst. Hierzu gehörten etwa der Franzose Cassandre (eigentlich Adolphe Mouron, 1901-1968), Jean Carlu und E. McKnight-Kauffer. Besonders bekannt wurden Cassandres Art-deco-Werbeplakate für die französische Eisenbahn, so etwa Nord Express (1927), auf dem Züge und Schienen in elegantem, halbabstrakt-geometrischem Stil dargestellt sind. Zu den expressionistischen Künstlern, die für ihre Plakate auch wieder Holzschnitt-Techniken verwendeten, zählen Max Pechstein, César Klein, Willi Jaeckel und Oskar Kokoschka.
In den zwanziger und dreißiger Jahren entstanden als wichtige Plakatformen das Film- und das Reiseplakat. Zwar waren Reiseplakate schon seit 1908 von der London Transport Company in Auftrag gegeben worden, doch zogen erst nach 1930 alle wichtigen Transportgesellschaften nach. Die Popularität des Stummfilmes und (nach 1929) auch des Tonfilmes führte zu einem enormen Boom bei der Produktion von Filmplakaten. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist McKnight-Kauffers Entwurf für den Film Metropolis von Fritz Lang (1929).
Nichtkommerzielle Plakate entstanden in dieser Zeit vor allem in Deutschland und der Sowjetunion. Dadaisten wie John Heartfield und George Grosz, aber auch der Russe El Lissitzky experimentierten mit Photomontagen und verhalfen so der Plakatkunst zu einer neuen Ausdrucksform. Hier wie bei den Plakaten von Käthe Kollwitz und Wladimir Majakowski spielte die politische Botschaft eine wichtige Rolle. Eine führende Rolle bei der Entwicklung der Gebrauchsgraphik kam dem Bauhaus in Weimar und später in Dessau und Berlin zu. Der Plakattext wurde dabei zum integralen Bestandteil des Entwurfs. Gelegentlich dienten Wörter oder Buchstaben sogar als Grundlage für das komplette Plakatdesign. Die Arbeit des Amerikaners österreichischer Herkunft Herbert Bayer setzte Maßstäbe in diesem Bereich, die erst ab etwa 1960 wieder erreicht werden konnten.
Auch im 2. Weltkrieg entstanden scharfe Propagandaplakate, wie sie etwa von dem russisch-amerikanischen Künstler Ben Shahn entworfen wurden. In Deutschland dienten die Plakate häufig der antisemitischen Hetzpropaganda.
Nach dem Krieg wandten sich Künstler wie Pablo Picasso, Salvador Dalí, Henri Matisse, Max Bill und Roy Lichtenstein der Plakatkunst zu, aber auch Graphiker wie Peter Max, Milton Glaser oder Tomi Ungerer. Eine Sonderform des Plakats, das Poster, das allein dekorativen Zwecken dient und oftmals gänzlich auf Text verzichtet, hat seinen Ursprung in der Pop-Art.
PLAKAT
Meist großformatige, seriell hergestellte öffentliche Anschläge zu Werbe- oder Informationszwecken. Ein Plakat kann eine behördliche, politische, propagandistische, ökonomische oder rein künstlerische Botschaft transportieren. In der Regel zeigt es ein farbiges Bild mit kurzem Begleittext oder einem entsprechenden Warenzeichen. Seiner Funktion nach muss ein Plakat eingängig, seine Botschaft leicht erfassbar sein.
Im Zuge der Erfindung der Druckerpresse entstand im 15.Jahrhundert das Flugblatt als (kleinformatiger) Vorläufer des Plakats. Zumeist ohne Illustrationen, kündigten Flugblätter königliche Verlautbarungen, behördliche Verfügungen, öffentliche Veranstaltungen oder (gelegentlich) neue Buchdrucke an. Während der Reformation wurden Flugblätter oftmals mit polemischen Holzschnittillustrationen versehen, die den religiösen Gegner bloßstellen sollten. In der Folgezeit wurden größtenteils Veranstaltungen des Schaustellergewerbes plakatiert. Erst im 19.Jahrhundert erhielt das Plakat sein modernes Erscheinungsbild.
Neue Entwicklungen
Die zunehmende Industrialisierung zahlreicher Arbeitsbereiche erforderte neue Methoden der Reklame, für die sich das Plakat anbot. Die Erfindung des Lithographieverfahrens 1798 ermöglichte es außerdem, Plakate mit farbigen Illustrationen zu bedrucken. In der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts fertigte man auf diese Weise zahlreiche Werbeplakate. Im 19.Jahrhundert entstand auch das Theaterplakat, das mit Szenen aus Dramen, Opern und Burlesken für Aufführungen warb.
Als Begründer der modernen Plakatkunst gilt der Franzose Jules Chéret. 1867 entwarf er ein Plakat, das den Auftritt der Bühnenschauspielerin Sarah Bernhardt ankündigte. Chéret war es, der die Interesse weckende Illustration in den Vordergrund stellte und den knapp erklärenden Informationstext im oberen oder unteren Plakatbereich beließ. Dabei standen Bild und Text in keinem unmittelbaren Zusammenhang mehr: Die Illustration wurde relativ autonom. Chéret war einer der ersten, der durch eine Abstraktion der Figuren und des Hintergrundes der modernen Plakatkunst den Weg bereitete. Über 1000Plakatentwürfe fertigte er auf diese Weise an. Bald schon hatte sich diese Technik in Europa und den USA durchgesetzt. Die ästhetische Wahrnehmung wurde damit deutlich von Chéret beeinflusst.
Um 1890 dann begannen Künstler, wie Henri de Toulouse-Lautrec, Pierre Bonnard und Théophile Alexandre Steinlen, die graphische Plakatgestaltung im Sinn des Jugendstiles weiterzuentwickeln.
Die Zeit ab 1890
Vor allem Toulouse-Lautrec war es, der die von Chéret begonnene Abstraktion des Plakatbildes weiter ausformte. Beeinflusst vom japanischen Farbholzschnitt verwendete er klare Umrisslinien und große, einfarbige Flächen, um die Darstellung „plakativer“ erscheinen zu lassen. Vereinfachung und Stilisierung waren Grundzüge seiner Technik. Auf den Plakaten Toulouse-Lautrecs wurde der Text zunehmend unbedeutend. Vielmehr wurde die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die bildlichen Darstellungselemente gelenkt. Auf Jane Avril (1899), einem der letzten Plakate Toulouse-Lautrecs, ist lediglich der Name der Darstellerin abgedruckt. Toulouse-Lautrec ist damit der Urvater des modernen künstlerischen Bildplakats.
Die Bildersprache des Jugendstiles hingegen betonte weniger die Flächigkeit des Plakats als vielmehr die Ornamentik der Umrisslinie. Diese fließenden, in die Länge gezogenen Linien ließen höchst stilisierte Plakate entstehen. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Richtung gehörten Aubrey Beardsley, Alphonse Mucha, Pierre Bonnard, Henry van de Velde, Frances und Margaret MacDonald, Will Bradley und Jan Toorop. In Österreich schuf Gustav Klimt, in Deutschland entwarfen Thomas Theodor Heine (für die Zeitschrift Jugend) und Otto Eckmann Jugendstilplakate. Van de Veldes ungegenständliches Plakat Tropon (1898) stellt einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Plakatkunst dar: Auf diesem Plakat sind lediglich abstrakte Linien und Muster zu sehen.
Auf einem Plakat, das er für die Zeitschrift La Revue blanche 1894 anfertigte, machte Bonnard den Text zum integralen Bestandteil der Illustration, indem er Schrift- und Bildgestaltung miteinander verknüpfte und im Hintergrund den Titel der Zeitschrift in kleinen Buchstaben sich ständig wiederholen ließ. Dieser neue Stil gab Impulse für das spätere Plakatdesign, die weit bis ins 20.Jahrhundert wirksam waren.
Das 20.Jahrhundert
Während des 1. Weltkrieges (1914-1918) wurden Plakate immer häufiger zu Propagandazwecken eingesetzt, deren Botschaft durch oftmals unverblümt aggressive Illustrationen unterstrichen wurde. In den USA entstand 1917 das berühmte, von James Montgomery Flagg entworfene Plakat I Want You, auf dem eine entschlossen dreinblickende Gestalt mit Zylinder (Uncle Sam) mit seinem Zeigefinger auf den Betrachter zeigt, um Soldaten für die US-Armee zu gewinnen. Dieses Motiv reizte zahlreiche Plakatkünstler zu (teils ironischen) Variationen. Darüber hinaus gewann das Plakat während des 1. Weltkrieges eine publizistische Bedeutung, die es auch im ökonomischen Bereich zum effektvollen Werbeträger werden ließ.
Zwischen 1920 und 1940 nutzten zahlreiche Künstler des Kubismus, des Surrealismus, des Expressionismus, des Dadaismus und des Art deco die Plakatkunst. Hierzu gehörten etwa der Franzose Cassandre (eigentlich Adolphe Mouron, 1901-1968), Jean Carlu und E. McKnight-Kauffer. Besonders bekannt wurden Cassandres Art-deco-Werbeplakate für die französische Eisenbahn, so etwa Nord Express (1927), auf dem Züge und Schienen in elegantem, halbabstrakt-geometrischem Stil dargestellt sind. Zu den expressionistischen Künstlern, die für ihre Plakate auch wieder Holzschnitt-Techniken verwendeten, zählen Max Pechstein, César Klein, Willi Jaeckel und Oskar Kokoschka.
In den zwanziger und dreißiger Jahren entstanden als wichtige Plakatformen das Film- und das Reiseplakat. Zwar waren Reiseplakate schon seit 1908 von der London Transport Company in Auftrag gegeben worden, doch zogen erst nach 1930 alle wichtigen Transportgesellschaften nach. Die Popularität des Stummfilmes und (nach 1929) auch des Tonfilmes führte zu einem enormen Boom bei der Produktion von Filmplakaten. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist McKnight-Kauffers Entwurf für den Film Metropolis von Fritz Lang (1929).
Nichtkommerzielle Plakate entstanden in dieser Zeit vor allem in Deutschland und der Sowjetunion. Dadaisten wie John Heartfield und George Grosz, aber auch der Russe El Lissitzky experimentierten mit Photomontagen und verhalfen so der Plakatkunst zu einer neuen Ausdrucksform. Hier wie bei den Plakaten von Käthe Kollwitz und Wladimir Majakowski spielte die politische Botschaft eine wichtige Rolle. Eine führende Rolle bei der Entwicklung der Gebrauchsgraphik kam dem Bauhaus in Weimar und später in Dessau und Berlin zu. Der Plakattext wurde dabei zum integralen Bestandteil des Entwurfs. Gelegentlich dienten Wörter oder Buchstaben sogar als Grundlage für das komplette Plakatdesign. Die Arbeit des Amerikaners österreichischer Herkunft Herbert Bayer setzte Maßstäbe in diesem Bereich, die erst ab etwa 1960 wieder erreicht werden konnten.
Auch im 2. Weltkrieg entstanden scharfe Propagandaplakate, wie sie etwa von dem russisch-amerikanischen Künstler Ben Shahn entworfen wurden. In Deutschland dienten die Plakate häufig der antisemitischen Hetzpropaganda.
Nach dem Krieg wandten sich Künstler wie Pablo Picasso, Salvador Dalí, Henri Matisse, Max Bill und Roy Lichtenstein der Plakatkunst zu, aber auch Graphiker wie Peter Max, Milton Glaser oder Tomi Ungerer. Eine Sonderform des Plakats, das Poster, das allein dekorativen Zwecken dient und oftmals gänzlich auf Text verzichtet, hat seinen Ursprung in der Pop-Art.
PLAKAT
Meist großformatige, seriell hergestellte öffentliche Anschläge zu Werbe- oder Informationszwecken. Ein Plakat kann eine behördliche, politische, propagandistische, ökonomische oder rein künstlerische Botschaft transportieren. In der Regel zeigt es ein farbiges Bild mit kurzem Begleittext oder einem entsprechenden Warenzeichen. Seiner Funktion nach muss ein Plakat eingängig, seine Botschaft leicht erfassbar sein.
Im Zuge der Erfindung der Druckerpresse entstand im 15.Jahrhundert das Flugblatt als (kleinformatiger) Vorläufer des Plakats. Zumeist ohne Illustrationen, kündigten Flugblätter königliche Verlautbarungen, behördliche Verfügungen, öffentliche Veranstaltungen oder (gelegentlich) neue Buchdrucke an. Während der Reformation wurden Flugblätter oftmals mit polemischen Holzschnittillustrationen versehen, die den religiösen Gegner bloßstellen sollten. In der Folgezeit wurden größtenteils Veranstaltungen des Schaustellergewerbes plakatiert. Erst im 19.Jahrhundert erhielt das Plakat sein modernes Erscheinungsbild.
Neue Entwicklungen
Die zunehmende Industrialisierung zahlreicher Arbeitsbereiche erforderte neue Methoden der Reklame, für die sich das Plakat anbot. Die Erfindung des Lithographieverfahrens 1798 ermöglichte es außerdem, Plakate mit farbigen Illustrationen zu bedrucken. In der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts fertigte man auf diese Weise zahlreiche Werbeplakate. Im 19.Jahrhundert entstand auch das Theaterplakat, das mit Szenen aus Dramen, Opern und Burlesken für Aufführungen warb.
Als Begründer der modernen Plakatkunst gilt der Franzose Jules Chéret. 1867 entwarf er ein Plakat, das den Auftritt der Bühnenschauspielerin Sarah Bernhardt ankündigte. Chéret war es, der die Interesse weckende Illustration in den Vordergrund stellte und den knapp erklärenden Informationstext im oberen oder unteren Plakatbereich beließ. Dabei standen Bild und Text in keinem unmittelbaren Zusammenhang mehr: Die Illustration wurde relativ autonom. Chéret war einer der ersten, der durch eine Abstraktion der Figuren und des Hintergrundes der modernen Plakatkunst den Weg bereitete. Über 1000Plakatentwürfe fertigte er auf diese Weise an. Bald schon hatte sich diese Technik in Europa und den USA durchgesetzt. Die ästhetische Wahrnehmung wurde damit deutlich von Chéret beeinflusst.
Um 1890 dann begannen Künstler, wie Henri de Toulouse-Lautrec, Pierre Bonnard und Théophile Alexandre Steinlen, die graphische Plakatgestaltung im Sinn des Jugendstiles weiterzuentwickeln.
Die Zeit ab 1890
Vor allem Toulouse-Lautrec war es, der die von Chéret begonnene Abstraktion des Plakatbildes weiter ausformte. Beeinflusst vom japanischen Farbholzschnitt verwendete er klare Umrisslinien und große, einfarbige Flächen, um die Darstellung „plakativer“ erscheinen zu lassen. Vereinfachung und Stilisierung waren Grundzüge seiner Technik. Auf den Plakaten Toulouse-Lautrecs wurde der Text zunehmend unbedeutend. Vielmehr wurde die Aufmerksamkeit des Betrachters auf die bildlichen Darstellungselemente gelenkt. Auf Jane Avril (1899), einem der letzten Plakate Toulouse-Lautrecs, ist lediglich der Name der Darstellerin abgedruckt. Toulouse-Lautrec ist damit der Urvater des modernen künstlerischen Bildplakats.
Die Bildersprache des Jugendstiles hingegen betonte weniger die Flächigkeit des Plakats als vielmehr die Ornamentik der Umrisslinie. Diese fließenden, in die Länge gezogenen Linien ließen höchst stilisierte Plakate entstehen. Zu den wichtigsten Vertretern dieser Richtung gehörten Aubrey Beardsley, Alphonse Mucha, Pierre Bonnard, Henry van de Velde, Frances und Margaret MacDonald, Will Bradley und Jan Toorop. In Österreich schuf Gustav Klimt, in Deutschland entwarfen Thomas Theodor Heine (für die Zeitschrift Jugend) und Otto Eckmann Jugendstilplakate. Van de Veldes ungegenständliches Plakat Tropon (1898) stellt einen wichtigen Schritt in der Entwicklung der Plakatkunst dar: Auf diesem Plakat sind lediglich abstrakte Linien und Muster zu sehen.
Auf einem Plakat, das er für die Zeitschrift La Revue blanche 1894 anfertigte, machte Bonnard den Text zum integralen Bestandteil der Illustration, indem er Schrift- und Bildgestaltung miteinander verknüpfte und im Hintergrund den Titel der Zeitschrift in kleinen Buchstaben sich ständig wiederholen ließ. Dieser neue Stil gab Impulse für das spätere Plakatdesign, die weit bis ins 20.Jahrhundert wirksam waren.
Das 20.Jahrhundert
Während des 1. Weltkrieges (1914-1918) wurden Plakate immer häufiger zu Propagandazwecken eingesetzt, deren Botschaft durch oftmals unverblümt aggressive Illustrationen unterstrichen wurde. In den USA entstand 1917 das berühmte, von James Montgomery Flagg entworfene Plakat I Want You, auf dem eine entschlossen dreinblickende Gestalt mit Zylinder (Uncle Sam) mit seinem Zeigefinger auf den Betrachter zeigt, um Soldaten für die US-Armee zu gewinnen. Dieses Motiv reizte zahlreiche Plakatkünstler zu (teils ironischen) Variationen. Darüber hinaus gewann das Plakat während des 1. Weltkrieges eine publizistische Bedeutung, die es auch im ökonomischen Bereich zum effektvollen Werbeträger werden ließ.
Zwischen 1920 und 1940 nutzten zahlreiche Künstler des Kubismus, des Surrealismus, des Expressionismus, des Dadaismus und des Art deco die Plakatkunst. Hierzu gehörten etwa der Franzose Cassandre (eigentlich Adolphe Mouron, 1901-1968), Jean Carlu und E. McKnight-Kauffer. Besonders bekannt wurden Cassandres Art-deco-Werbeplakate für die französische Eisenbahn, so etwa Nord Express (1927), auf dem Züge und Schienen in elegantem, halbabstrakt-geometrischem Stil dargestellt sind. Zu den expressionistischen Künstlern, die für ihre Plakate auch wieder Holzschnitt-Techniken verwendeten, zählen Max Pechstein, César Klein, Willi Jaeckel und Oskar Kokoschka.
In den zwanziger und dreißiger Jahren entstanden als wichtige Plakatformen das Film- und das Reiseplakat. Zwar waren Reiseplakate schon seit 1908 von der London Transport Company in Auftrag gegeben worden, doch zogen erst nach 1930 alle wichtigen Transportgesellschaften nach. Die Popularität des Stummfilmes und (nach 1929) auch des Tonfilmes führte zu einem enormen Boom bei der Produktion von Filmplakaten. Ein berühmtes Beispiel hierfür ist McKnight-Kauffers Entwurf für den Film Metropolis von Fritz Lang (1929).
Nichtkommerzielle Plakate entstanden in dieser Zeit vor allem in Deutschland und der Sowjetunion. Dadaisten wie John Heartfield und George Grosz, aber auch der Russe El Lissitzky experimentierten mit Photomontagen und verhalfen so der Plakatkunst zu einer neuen Ausdrucksform. Hier wie bei den Plakaten von Käthe Kollwitz und Wladimir Majakowski spielte die politische Botschaft eine wichtige Rolle. Eine führende Rolle bei der Entwicklung der Gebrauchsgraphik kam dem Bauhaus in Weimar und später in Dessau und Berlin zu. Der Plakattext wurde dabei zum integralen Bestandteil des Entwurfs. Gelegentlich dienten Wörter oder Buchstaben sogar als Grundlage für das komplette Plakatdesign. Die Arbeit des Amerikaners österreichischer Herkunft Herbert Bayer setzte Maßstäbe in diesem Bereich, die erst ab etwa 1960 wieder erreicht werden konnten.
Auch im 2. Weltkrieg entstanden scharfe Propagandaplakate, wie sie etwa von dem russisch-amerikanischen Künstler Ben Shahn entworfen wurden. In Deutschland dienten die Plakate häufig der antisemitischen Hetzpropaganda.
Nach dem Krieg wandten sich Künstler wie Pablo Picasso, Salvador Dalí, Henri Matisse, Max Bill und Roy Lichtenstein der Plakatkunst zu, aber auch Graphiker wie Peter Max, Milton Glaser oder Tomi Ungerer. Eine Sonderform des Plakats, das Poster, das allein dekorativen Zwecken dient und oftmals gänzlich auf Text verzichtet, hat seinen Ursprung in der Pop-Art.