SWG Kunstlexikon
TERRAKOTTA
Künstlerische Gegenstände (Plastiken, Reliefs, Architekturteile, Bauplastik, Geräte) aus gebranntem, unglasiertem Ton.
Die Abgrenzung zur Tonplastik ist nicht klar zu ziehen. Sie begründet sich weniger auf Unterschiede in der Herstellung (gebrannt oder luftgetrocknet) als auf Sprachgewohnheiten in der Fachliteratur der jeweiligen Kultur. Die Bezeichnung Terrakotta ist v. a. für Tonplastiken des Altertums, der Mittelmeerländer sowie für Afrika gebräuchlich.
Terrakotta, besonders geeignet für kleine Gegenstände, gab es bereits in prähistorischer Zeit; in der kretisch-myken. Kultur wurden Menschen- und Tierstatuetten sowie Idole aus Ton hergestellt. Die griechische Terrakotta-Kleinplastik erreichte in Grabbeigaben, Weihgeschenken, später auch in häusl. Zierat große Qualität; Hauptwerkstätten der archaischen und der klassischen Epoche lagen auf Samos, Rhodos, Kreta, in Athen, Korinth, Böotien, Sizilien und Unteritalien; dargestellt wurden Tiere, Menschen, Gottheiten. Die Terrakotta-Kleinplastik hellenistischer Zeit blühte in Tanagra (4./3. Jh. v. Chr.), Myrina (2./1. Jh. v. Chr.) und Alexandria (3. Jh. v. Chr. bis 4. Jh. n. Chr.); beliebt waren besonders weibliche Gewandfiguren, Niken, Eroten, Gestalten und Szenen aus dem Volks- und Schauspielerleben. Monumentale Terrakotta-Plastiken gab es in Griechenland v. a. in archaischer Zeit, auf Zypern und in Italien bis ins 1. Jh. v. Chr. Im Alten Orient, in der ägäischen Kultur und in Kleinasien (Klazomenai) wurden auch Sarkophage aus Terrakotta hergestellt. In Griechenland und Italien diente Terrakotta auch am Tempel als Dachziegel, als Metopen und Friese; etrusk. Tempel waren mit freiplast. lebensgroßen Terrakotta-Figuren dekoriert (Veji), römische Villen mit Terrakotta-Reliefplatten (Campana-Reliefs). Bedeutende Terrakotta-Werke wurden wieder in Italien im Quattrocenta Von DONATELLO, B. ROSSELINO, BENEDETTO DA MAIANO geschaffen, meist bemalt. Diese Plastiken wurden oftmals weiß, z. T. auch bunt glasiert. Die reiche, stark farbig glasierte Produktion der Werkstatt der DELLA ROBBIA wird daher auch „Fayence-Plastik“ genannt. Große vielfigurige Terrakotta-Gruppen schufen G. MAZZONI und A. BEGARELLI in Modena. Der Realismus dieser lebensgroßen Figuren (Kreuzabnahmen, Beweinung Christi, Krippen) wurde außer in der Emilia (Terrakotta-Gruppen des NICCOLO DELL’ARCA in S. Maria della Vita, Bologna) besonders in Unteritalien geschätzt.
Die frühesten Zeugnisse in Afrika stammen aus Nok (seit 500 v. Chr.), das möglicherweise die bed. T. von Ife (10.-13. Jh.) beeinflußt hat. Weitere archäologische Funde mit Terrakotta-Plastiken aus Nigeria wurden an der Grenze nach Kamerun, östlich von Dikwa (Daima mound; laufende Tiere; nach 5. Jh.), in Yelwa (Staat Sokoto; Figuren, Köpfe; 2.-7. Jh.), Igbo Ukwu (vermutlich 9. Jh.), bei Wukari (O-Nigeria; Kopf, undatiert) und in Owo (nördlich Benin City; Köpfe, Figurenfragmente; frühes 15. Jh.) gemacht. In Südafrika fand man in Lydenburg 7 Terrakotta-Köpfe (etwa 500 n. Chr.). Die Terrakotta-Figuren der Sao am Tschadsee werden zwischen das 10. und 16. Jh. datiert. Aus dem 12. — 16. Jh. stammen die Terrakotta der „Kultur des Niger-Binnendeltas“ in Mali (Djenne). In Süd-Ghana und in der angrenzenden Elfenbeinküste (Krin-jabo) wurden zahlreiche Plastiken entdeckt (überwiegend Köpfe, weniger Figuren, häufig mit idealisierendem Ausdruck und meist fein ausgearbeiteten Frisuren), die auf Gräber von Mitgliedern der Herrscher-Klane gestellt wurden und die bis in das frühe 17. Jh. zurückreichen. Terrakotta aus jüngerer Zeit sind von mehreren Volksgruppen bekannt, u. a. von den Akan, die z. T. noch heute Gedenkköpfe oder -figuren auf die Gräber stellen, von den Tiv, Ibo und Yoruba in Nigeria, von den Ethnien des Kameruner Graslandes (Pfeifenköpfe als figürliche Plastiken), von den Galla (Ahnenfigürchen, Dachaufsätze) in Äthiopien und von den Shilluk (Pfeifenköpfe) in Sudan.
In Indien sind rotgebrannte Tonfiguren, v. a. weibl. (event. Muttergottheiten) und Tiere, bereits aus der Harappa-Kultur überliefert. Nach 1000jähriger Fundlücke treten dann im 4. – 3. Jh. v. Chr. graue handgeformte Figuren mit gleicher Thematik auf, bald in großer Zahl mit gemodelten Gesichtern und appliziertem Schmuck. Stilistisch lassen sich lokale Schulen (Mathura, Patna u.a.) und Epochen (Maurya, Shunga, Mitra u.a.) entsprechend der nun einsetzenden Steinplastik unterscheiden. Als figuraler und dekorativer Tempelschmuck erreichte die Terrakotta in der Guptazeit ihren Höhepunkt, eine Spätblüte in den Terrakottatempeln Bengalens.
TERRAKOTTA
Künstlerische Gegenstände (Plastiken, Reliefs, Architekturteile, Bauplastik, Geräte) aus gebranntem, unglasiertem Ton.
Die Abgrenzung zur Tonplastik ist nicht klar zu ziehen. Sie begründet sich weniger auf Unterschiede in der Herstellung (gebrannt oder luftgetrocknet) als auf Sprachgewohnheiten in der Fachliteratur der jeweiligen Kultur. Die Bezeichnung Terrakotta ist v. a. für Tonplastiken des Altertums, der Mittelmeerländer sowie für Afrika gebräuchlich.
Terrakotta, besonders geeignet für kleine Gegenstände, gab es bereits in prähistorischer Zeit; in der kretisch-myken. Kultur wurden Menschen- und Tierstatuetten sowie Idole aus Ton hergestellt. Die griechische Terrakotta-Kleinplastik erreichte in Grabbeigaben, Weihgeschenken, später auch in häusl. Zierat große Qualität; Hauptwerkstätten der archaischen und der klassischen Epoche lagen auf Samos, Rhodos, Kreta, in Athen, Korinth, Böotien, Sizilien und Unteritalien; dargestellt wurden Tiere, Menschen, Gottheiten. Die Terrakotta-Kleinplastik hellenistischer Zeit blühte in Tanagra (4./3. Jh. v. Chr.), Myrina (2./1. Jh. v. Chr.) und Alexandria (3. Jh. v. Chr. bis 4. Jh. n. Chr.); beliebt waren besonders weibliche Gewandfiguren, Niken, Eroten, Gestalten und Szenen aus dem Volks- und Schauspielerleben. Monumentale Terrakotta-Plastiken gab es in Griechenland v. a. in archaischer Zeit, auf Zypern und in Italien bis ins 1. Jh. v. Chr. Im Alten Orient, in der ägäischen Kultur und in Kleinasien (Klazomenai) wurden auch Sarkophage aus Terrakotta hergestellt. In Griechenland und Italien diente Terrakotta auch am Tempel als Dachziegel, als Metopen und Friese; etrusk. Tempel waren mit freiplast. lebensgroßen Terrakotta-Figuren dekoriert (Veji), römische Villen mit Terrakotta-Reliefplatten (Campana-Reliefs). Bedeutende Terrakotta-Werke wurden wieder in Italien im Quattrocenta Von DONATELLO, B. ROSSELINO, BENEDETTO DA MAIANO geschaffen, meist bemalt. Diese Plastiken wurden oftmals weiß, z. T. auch bunt glasiert. Die reiche, stark farbig glasierte Produktion der Werkstatt der DELLA ROBBIA wird daher auch „Fayence-Plastik“ genannt. Große vielfigurige Terrakotta-Gruppen schufen G. MAZZONI und A. BEGARELLI in Modena. Der Realismus dieser lebensgroßen Figuren (Kreuzabnahmen, Beweinung Christi, Krippen) wurde außer in der Emilia (Terrakotta-Gruppen des NICCOLO DELL’ARCA in S. Maria della Vita, Bologna) besonders in Unteritalien geschätzt.
Die frühesten Zeugnisse in Afrika stammen aus Nok (seit 500 v. Chr.), das möglicherweise die bed. T. von Ife (10.-13. Jh.) beeinflußt hat. Weitere archäologische Funde mit Terrakotta-Plastiken aus Nigeria wurden an der Grenze nach Kamerun, östlich von Dikwa (Daima mound; laufende Tiere; nach 5. Jh.), in Yelwa (Staat Sokoto; Figuren, Köpfe; 2.-7. Jh.), Igbo Ukwu (vermutlich 9. Jh.), bei Wukari (O-Nigeria; Kopf, undatiert) und in Owo (nördlich Benin City; Köpfe, Figurenfragmente; frühes 15. Jh.) gemacht. In Südafrika fand man in Lydenburg 7 Terrakotta-Köpfe (etwa 500 n. Chr.). Die Terrakotta-Figuren der Sao am Tschadsee werden zwischen das 10. und 16. Jh. datiert. Aus dem 12. — 16. Jh. stammen die Terrakotta der „Kultur des Niger-Binnendeltas“ in Mali (Djenne). In Süd-Ghana und in der angrenzenden Elfenbeinküste (Krin-jabo) wurden zahlreiche Plastiken entdeckt (überwiegend Köpfe, weniger Figuren, häufig mit idealisierendem Ausdruck und meist fein ausgearbeiteten Frisuren), die auf Gräber von Mitgliedern der Herrscher-Klane gestellt wurden und die bis in das frühe 17. Jh. zurückreichen. Terrakotta aus jüngerer Zeit sind von mehreren Volksgruppen bekannt, u. a. von den Akan, die z. T. noch heute Gedenkköpfe oder -figuren auf die Gräber stellen, von den Tiv, Ibo und Yoruba in Nigeria, von den Ethnien des Kameruner Graslandes (Pfeifenköpfe als figürliche Plastiken), von den Galla (Ahnenfigürchen, Dachaufsätze) in Äthiopien und von den Shilluk (Pfeifenköpfe) in Sudan.
In Indien sind rotgebrannte Tonfiguren, v. a. weibl. (event. Muttergottheiten) und Tiere, bereits aus der Harappa-Kultur überliefert. Nach 1000jähriger Fundlücke treten dann im 4. – 3. Jh. v. Chr. graue handgeformte Figuren mit gleicher Thematik auf, bald in großer Zahl mit gemodelten Gesichtern und appliziertem Schmuck. Stilistisch lassen sich lokale Schulen (Mathura, Patna u.a.) und Epochen (Maurya, Shunga, Mitra u.a.) entsprechend der nun einsetzenden Steinplastik unterscheiden. Als figuraler und dekorativer Tempelschmuck erreichte die Terrakotta in der Guptazeit ihren Höhepunkt, eine Spätblüte in den Terrakottatempeln Bengalens.
TERRAKOTTA
Künstlerische Gegenstände (Plastiken, Reliefs, Architekturteile, Bauplastik, Geräte) aus gebranntem, unglasiertem Ton.
Die Abgrenzung zur Tonplastik ist nicht klar zu ziehen. Sie begründet sich weniger auf Unterschiede in der Herstellung (gebrannt oder luftgetrocknet) als auf Sprachgewohnheiten in der Fachliteratur der jeweiligen Kultur. Die Bezeichnung Terrakotta ist v. a. für Tonplastiken des Altertums, der Mittelmeerländer sowie für Afrika gebräuchlich.
Terrakotta, besonders geeignet für kleine Gegenstände, gab es bereits in prähistorischer Zeit; in der kretisch-myken. Kultur wurden Menschen- und Tierstatuetten sowie Idole aus Ton hergestellt. Die griechische Terrakotta-Kleinplastik erreichte in Grabbeigaben, Weihgeschenken, später auch in häusl. Zierat große Qualität; Hauptwerkstätten der archaischen und der klassischen Epoche lagen auf Samos, Rhodos, Kreta, in Athen, Korinth, Böotien, Sizilien und Unteritalien; dargestellt wurden Tiere, Menschen, Gottheiten. Die Terrakotta-Kleinplastik hellenistischer Zeit blühte in Tanagra (4./3. Jh. v. Chr.), Myrina (2./1. Jh. v. Chr.) und Alexandria (3. Jh. v. Chr. bis 4. Jh. n. Chr.); beliebt waren besonders weibliche Gewandfiguren, Niken, Eroten, Gestalten und Szenen aus dem Volks- und Schauspielerleben. Monumentale Terrakotta-Plastiken gab es in Griechenland v. a. in archaischer Zeit, auf Zypern und in Italien bis ins 1. Jh. v. Chr. Im Alten Orient, in der ägäischen Kultur und in Kleinasien (Klazomenai) wurden auch Sarkophage aus Terrakotta hergestellt. In Griechenland und Italien diente Terrakotta auch am Tempel als Dachziegel, als Metopen und Friese; etrusk. Tempel waren mit freiplast. lebensgroßen Terrakotta-Figuren dekoriert (Veji), römische Villen mit Terrakotta-Reliefplatten (Campana-Reliefs). Bedeutende Terrakotta-Werke wurden wieder in Italien im Quattrocenta Von DONATELLO, B. ROSSELINO, BENEDETTO DA MAIANO geschaffen, meist bemalt. Diese Plastiken wurden oftmals weiß, z. T. auch bunt glasiert. Die reiche, stark farbig glasierte Produktion der Werkstatt der DELLA ROBBIA wird daher auch „Fayence-Plastik“ genannt. Große vielfigurige Terrakotta-Gruppen schufen G. MAZZONI und A. BEGARELLI in Modena. Der Realismus dieser lebensgroßen Figuren (Kreuzabnahmen, Beweinung Christi, Krippen) wurde außer in der Emilia (Terrakotta-Gruppen des NICCOLO DELL’ARCA in S. Maria della Vita, Bologna) besonders in Unteritalien geschätzt.
Die frühesten Zeugnisse in Afrika stammen aus Nok (seit 500 v. Chr.), das möglicherweise die bed. T. von Ife (10.-13. Jh.) beeinflußt hat. Weitere archäologische Funde mit Terrakotta-Plastiken aus Nigeria wurden an der Grenze nach Kamerun, östlich von Dikwa (Daima mound; laufende Tiere; nach 5. Jh.), in Yelwa (Staat Sokoto; Figuren, Köpfe; 2.-7. Jh.), Igbo Ukwu (vermutlich 9. Jh.), bei Wukari (O-Nigeria; Kopf, undatiert) und in Owo (nördlich Benin City; Köpfe, Figurenfragmente; frühes 15. Jh.) gemacht. In Südafrika fand man in Lydenburg 7 Terrakotta-Köpfe (etwa 500 n. Chr.). Die Terrakotta-Figuren der Sao am Tschadsee werden zwischen das 10. und 16. Jh. datiert. Aus dem 12. — 16. Jh. stammen die Terrakotta der „Kultur des Niger-Binnendeltas“ in Mali (Djenne). In Süd-Ghana und in der angrenzenden Elfenbeinküste (Krin-jabo) wurden zahlreiche Plastiken entdeckt (überwiegend Köpfe, weniger Figuren, häufig mit idealisierendem Ausdruck und meist fein ausgearbeiteten Frisuren), die auf Gräber von Mitgliedern der Herrscher-Klane gestellt wurden und die bis in das frühe 17. Jh. zurückreichen. Terrakotta aus jüngerer Zeit sind von mehreren Volksgruppen bekannt, u. a. von den Akan, die z. T. noch heute Gedenkköpfe oder -figuren auf die Gräber stellen, von den Tiv, Ibo und Yoruba in Nigeria, von den Ethnien des Kameruner Graslandes (Pfeifenköpfe als figürliche Plastiken), von den Galla (Ahnenfigürchen, Dachaufsätze) in Äthiopien und von den Shilluk (Pfeifenköpfe) in Sudan.
In Indien sind rotgebrannte Tonfiguren, v. a. weibl. (event. Muttergottheiten) und Tiere, bereits aus der Harappa-Kultur überliefert. Nach 1000jähriger Fundlücke treten dann im 4. – 3. Jh. v. Chr. graue handgeformte Figuren mit gleicher Thematik auf, bald in großer Zahl mit gemodelten Gesichtern und appliziertem Schmuck. Stilistisch lassen sich lokale Schulen (Mathura, Patna u.a.) und Epochen (Maurya, Shunga, Mitra u.a.) entsprechend der nun einsetzenden Steinplastik unterscheiden. Als figuraler und dekorativer Tempelschmuck erreichte die Terrakotta in der Guptazeit ihren Höhepunkt, eine Spätblüte in den Terrakottatempeln Bengalens.