Arbeiten und Kunstwerke von Robert Schad
Robert Schad
VIDEO | FILM ROBERT SCHAD
Robert Schad | Bremen vierkant | Gerhard-Marcks-Haus | Bremen | Robert Schad ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Stahlbildhauer. Er schafft aus massivem Vierkantstahl »Zeichnungen im Raum«. Linien entstehen dabei nicht durch Biegen und Verbiegen, sondern aus der Addition unterschiedlich langer, gerader Teile, die wie Glieder eines organischen Körpers verschweißt werden. Die zeichnerische Bewegung entfaltet sich in weiten Schwüngen und Bögen plastisch im Raum, die physische Schwere des massiven Stahls ist aufgehoben. Das Gerhard-Marcks-Haus zeigt eine Auswahl seiner zumeist großformatigen Arbeiten aus den letzten 20 Jahren und thematisiert die Wechselbeziehung zwischen seinen Stahlskulpturen und den Bewegungen des modernen Tanzes. Der 1953 in Ravensburg geborene Künstler lebt und arbeitet mittlerweile in Frankreich und Portugal. Seine Werke sind in vielen Museumssammlungen und im öffentlichen Raum in ganz Europa zu finden. Das Material ist für Schad Ziel, nicht Mittel. »Ich wollte wesenhafte Dinge bauen«. Wesenhaft – Ist beispielsweise das von ihm gemachte höchste Kruzifix der Welt im portugiesischen Wallfahrtsort Fátima | YouTube
Stadt Lahr | Rundgang mit Robert Schad | Rundgang mit dem Künstler zu den Großskulpturen in der Lahrer Innenstadt, zu sehen von Samstag, 25. Juli bis Sonntag, 20. September 2020 | YouTube
Zwischenstand Skulpturen | Robert Schad | Tanz IV | 26.06.2014 YouTube
Berührungen | Robert Schad | Tanz IV | Skulptur | Stahl | Stadt | YouTube
Stahl und Rost | Kunst für Landshut |15.04.2014 | YouTube
Robert Schad | sur Tebeo | YouTube
Robert Schad | Altshausen | YouTube
2014 | Robert Schad | Künstlergespräch | YouTube
Biografie ROBERT SCHAD
1953 Geboren in Ravensburg
1974-1980 Kunststudium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Karlsruhe
Auszeichnungen ROBERT SCHAD
1980-1981 Stipendium des DAAD für einen Arbeitsaufenthalt an der Escola Superior de Belas Artes, Porto (ESBAP), Portugal
1982 Preis für Zeichnung der III. Biennale für zeitgenössische Kunst, Vila Nova de Cerveira, Portugal
1984 Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg
1985 Förderpreis der Stadt Wolfsburg
1986 Förderpreis der Städte Ravensburg und Weingarten, Kunstpreis der Stadt Nordhorn, »1. Menció« im XXV. Internationalen Preis für Zeichnung »Joan Miró«, Barcelona
1987 Arbeitsstipendium des Kunstfonds e.V., Bonn
1988 Stipendium der Cité Internationale des Arts, Paris
1989 Großer Preis der II. Internationalen Biennale für Bildhauerei Obidos, Portugal
1989-1990 Wilhelm-Lehmbruck-Stipendium der Stadt Duisburg, Gastprofessur für Bildhauerei an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste, Stuttgart
1992 Projektstipendium »Werk statt Schloss« der Stadt Wolfsburg
2003 Eröffnung des »Parc de Sculpture de Larians«
2007 Arbeitsaufenthalt in »La Vie des Formes« – Stiftung Mark di Suvero, Chalon sur Saône
Werkbeschreibungen ROBERT SCHAD
Zitate von Robert Schad:
Mit dem Stahl zeichnen/Technik/Ausdruck („Toli Gurne“, 1991)
„Die Stahllinie ist Raumzeichnung.“ (homepage)
„Ich will mit dem Stahl direkt zeichnen, direkt in den Raum gehen und auf das Gefühl des Zeichnens mit Stahl zurückgehen. Mit dem Schweißen geht es ganz schnell, man kann sehr spontan auch sehr
klar überlegt und konzentriert arbeiten. Ich bin in der Lage, meine
Gefühlspalette mit Stahl herauszuarbeiten.“ (1986)
„Emotion und Ratio werden ebenso zu gleichwertigen Partnern wie
Ordnung und Chaos.“ (1992)
„Ruhe steht gegen Nervosität, vegetabiles Wachstum gegen konstruierte Starre, sich dem Auge vermittelnde Leichtigkeit gegen physische Tonnenschwere.“ (homepage)
„Meine Linien sind Chiffren meiner eigenen körperlichen Befindlichkeit.“ (homepage)
Körperempfinden, Choreografie, Analogien zur Musik und zum Tanz (siehe „Toli Gurne“, 1991)
„Ich reflektiere im Stahl in besonderem Maße Wachstum, den Ablauf tänzerischen Ausdrucks. Meine Plastiken sind Fragmente der Unendlichkeit in der Zeit.“ (homepage, Text Annette Reich) Thema Zeit
Robert Schad – Rigid Moments
Galerie Cyprian Brenner
Schwäbisch Hall
6. November bis 29. Januar 2016
Rede zur Ausstellungseröffnung
Sehr geehrte Damen und Herren,
lieber Robert Schad,
es ist uns eine ganz besondere Freude, dass wir einen der bedeutendsten deutschen Bildhauer unserer Zeit, Robert Schad, für die Galerie Brenner in Schwäbisch Hall und für diese Ausstellung gewinnen konnten. Darüber hinaus freut es uns sehr, dass Robert Schad heute auch zur Ausstellungseröffnung gekommen ist.
Unsere Bekanntschaft reicht in die 1990er-Jahre hinein, als wir beide noch in Freiburg/Breisgau gelebt haben. Er, damals mit einem großen Atelier im ehemaligen E-Werk ansässig, schon sehr bekannt: „Robert Schad ist längst ein Prominenter unter den deutschen Gegenwartsgestalten“, hat Peter Anselm Riedl 1992 über ihn gesagt (1930-August 2016). Ich war damals als Mitarbeiterin im Museum für Neue Kunst in Freiburg für Jochen Ludwig tätig und habe Robert Schad damals zu einem Künstlergespräch ins Museum
eingeladen. Und eben dieser hochgeschätzte Museumsleiter präsentierte im November 1985 im Treppenhaus des neu eingerichteten, in einer ehemaligen Mädchenschule von 1902 beheimateten Museum für Neue Kunst die erste große Stahlskulptur von Robert Schad im öffentlichen Raum. Sie entwickelt sich über
drei Geschosse und durchstößt den 12 Meter hohen Treppenhauszylinder von unten nach oben dynamisch bis in die Kuppel hinein – ein wegweisendes Signal und ein fulminanter Paukenschlag für Robert Schad, der seine Formfindungen zuvor noch in Holz, dann auch in Materialkompositionen von Holz und Eisen hergestellt hatte. Ganz zu Beginn schuf er Eisenskelette (-teile), die er mit einer Wachshaut umspannte (bis 1980 – Einfluss Kalinowski). Seit 1986 ist der Stahl sein ausschließliches bildhauerisches Material und wird noch heute in handwerklicher Fertigung verwendet. Robert Schad ist 1953 in Ravensburg geboren, wo ihm übrigens das Kunstmuseum Ravensburg im kommenden Frühjahr (ab Februar) eine große Einzelausstellung widmen wird. Schad studierte von 1974 bis 1980 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe bei Albrecht von Hancke (Figürliches Zeichnen) und Wilhelm Loth (Bildhauerei). 1980 war er für ein Jahr als DAADStipendiat im portugiesischen Porto, auch um dort das Eisenschmieden zu erlernen (Escola Superior das Belas Artes, Porto). 1989 bis 1990 hatte er eine Gastprofessur an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart inne und erhielt in dieser Zeit (1989) das Wilhelm-Lehmbruck-Stipendium
der Stadt Duisburg, das mit einem dortigen Aufenthalt verbunden war. So konnte Schad damals in den Mannesmann Werken mit den Materialien Eisen und Stahl arbeiten. 1996 verlegte Robert Schad seinen Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in einen kleinen Ort im französischen Département Haute-Saône, nach Larians, in dem sich schon im 17. Jahrhundert eine eisenverarbeitende Industrie angesiedelt hatte. Nachdem der Hochofenbetrieb Mitte des 19. Jhs. eingestellt wurde, betrieb man dort eine Gießerei weiter, auf die die
noch heute existierenden Metallwerke zurückgehen. 1999 gründete Schad dort das „Terrain de Sculptures de Larians“. Sein Skulpturenpark, „das eigene Experimentierfeld vor der Haustüre“ (R.Schad, homepage), wurde 2003 feierlich eröffnet. Robert Schad lebt und arbeitet nicht nur in Frankreich, sondern hat darüber hinaus in Chamosinhos im Norden Portugals eine zweite Dependance. Seine Werke im öffentlichen Raum sind unübersehbar, sie erreichen dabei nicht selten die Höhe ausgewachsener Bäume oder von Gebäuden. 1986/87 schuf er eine aufsehenerregende Arbeit im 136 m langen Tunnel zwischen zwei Gebäuden des Baden-Württembergischen Landtages in Stuttgart, die sich entlang der Wände entwickelt, 1992/93 entstand für Mannheim das großartige, sich über eine Länge von 72 Meter erstreckende „Eisenspiel für Mannheim“, das jeden begrüßt, der von der Autobahn kommend in die Stadt hineinfährt, 2001 installierte er „Courante“, 14 m hoch im Innenhof des Bundesministeriums der Finanzen in Berlin, 2007 das monumentale, 34 m hohe Kreuz für Fátima in Portugal, 2012 in Villingen-Schwenningen eine ungewöhnliche, zweiteilige Arbeit mit
dem Titel „Der Linie lang“ vor dem dortigen Krankenhaus, die aus einer großen Schlaufenartigen Bodenskulptur und einem zirka 41 m langen Stab auf dem Dach des Gebäudes besteht. Aktuell werden
von ihm 40 monumentale Skulpturen in der Bretagne ausgestellt. (Um hier nur einige Arbeiten im Aussenraum zu nennen!) Zurück zur Arbeit mit dem Stahl: Robert Schad verwendet für Skulpturen im Innenraum handelsüblichen Baustahl, Vierkantstahl, 45 mm dick, sogenannter „Strangstahl“, der mit der Hand noch gut zu umfassen ist. Darüber hinaus wird dieser mit Feuer und Wachs getönt. Die Werke im Aussenraum besitzen durch den verwendeten Cortenstahl die typische rostbraune Färbung.
Schads Lehrer Wilhelm Loth (1920-1993) hat einmal geschrieben, dass ein Bildhauer einen Spannungsraum aus Linien, Farben und Massen herstelle und damit neue Wirklichkeiten schaffe, die sich nicht mehr von der Ähnlichkeit mit der Natur ableiten ließen. „Der Mensch“, so Loth, „… ist heutiger Wahrheit gemäß nicht mehr die deutlich fest umrissene Gestalt, sondern ein in stetiger Veränderung befindlicher Spannungsraum von Energien. Wir werden uns angewöhnen müssen, ihn so zu sehen“ (W.L., in: Quelle?).
Diese Aussage lässt sich leitmotivartig für die figürliche Plastik in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts festhalten. Robert Schads Kunst ging ursprünglich vom Figürlichen aus. Und obwohl sie auf den
ersten Blick abstrakt und gegenstandslos erscheint, also nicht imitativ Figur oder Gegenstand abbildet, wurzeln seine bildnerischen Ideen aus der Beschäftigung mit dem menschlichen Körper. Es sind Form gewordene Spuren einer möglichen Bewegung im Raum, es sind „Dinge mit einem eigenen Wesen“ (R.Sch. 1980), in denen die plastische Linie zum Energieträger wird. Der Ausdruck der Skulpturen erfolgt duch die Bewegung, die in ihnen und aus ihnen heraus entsteht. Seine Skulpturen schreiben bzw. zeichnen in den Raum hinein, sie schaffen Bewusstsein für die eigene Bewegung und damit für die Zeit, heißt es über sein Werk.
Gerne möchte ich Ihnen noch ein paar prinzipielle Gedanken zur Beschäftigung mit zeitgenössischer Skulptur vermitteln, bevor wir gemeinsam mit Robert Schad an ausgewählten Arbeiten dieser Ausstellung ins Gespräch und ins Detail gehen. Die Beschäftigung mit Bildhauerei, mit dreidimensionaler Kunst, ist facettenreich und vielgestaltig. Aspekte zur Betrachtung und zum Verständnis von Skulptur sind zum Beispiel: Die Frage nach dem Standort einer Skulptur, ihrer Größe und Wirkung im Verhältnis zum Raum, ihr Volumen, das optische
Gewicht und die Ansichtigkeit. Die Werke von Robert Schad sind immer mehransichtig und zeichnen sich durch eine Betonung ihrer Silhouette aus, durch die Dominanz ihrer räumlichen Ausdehnung und den Rhythmus ihrer Bewegungen. Sie sind raumgreifend, von innen nach außen weisend und kontrastreich aufgebaut. Es gibt Knicke, Brüche, Queraufsätze, Bewegungsfolgen und Bewegungsabbrüche, die Gelenkigkeit assoziieren. Auffallend sind die Verdickungen, die Verbindungen an den Gelenkstellen, die durch das Zusammenschweißen der einzelnen Teile entstanden sind. Meist sind es Formgruppierungen, die aufeinander zugehen und auch voneinander wieder wegführen. Wichtig sind dem Bildhauer ebenso Fragen zur Statik und zum Gleichgewicht. Es fällt auf, dass manche Werke nur auf kleinen Auflagepunkten stehen („Kamart“, 2013) , die ihnen zu Leichtigkeit verhelfen und die eigentliche Schwere des Materials negieren.
Wichtig für das Verständnis einer Skulptur ist natürlich auch das verwendete Material, seine Eigenschaften, die Oberflächenstruktur und Haptik. Robert Schads Arbeiten für den Innenraum erhalten, wie gesagt, durch Feuer und Wachs auf den glatten Oberflächen eine matte, andrazit-farbene Patina und damit eine natürliche, ästhetische Wirkung. Julio González (1876-1942), einer der ersten Bildhauer, die mit
Eisen gearbeitet haben, hat über dieses Material einmal gesagt: „Leider stellte das Eisenzeitalter vor vielen Jahrhunderten zuerst Waffen her – darunter einige sehr schöne. Heute ermöglicht das Metall den Bau von Brücken und Eisenbahnnetzen! Es ist höchste Zeit, daß das Eisen kein Mordinstrument mehr ist oder auch nur
einer allzu mechanischen Wissenschaft dient. Diesem Material stehen heute alle Türen offen, auf daß es endlich von den friedlichen Händen des Künstlers geschmiedet werde“ (J.G., 1931/32, zit. Nach Margit Rowell: Skulptur im 20. Jh., München 1986, S. 288).
Dies ist jetzt eine schöne Überleitung, um Robert Schad selbst dazu zu befragen und mit ihm uns vor seinem Werk über seine Arbeit auszutauschen. (Und auch noch auf die ausgestellten Lackarbeiten eingehen.)
Erste Frage:
Stahl, Eisen: ursprünglich Material für Waffen, Industriematerial:
spielt oder spielte das eine Rolle für ihn?
Beginnen wir doch gleich hier vor der Skulptur „Hergis“ (in der Horizontale ausgerichtet, 2004), bei „Kamart“ (2013) oder bei „Filimu“ ( hochaufgerichtet, 2012).
Spannungsfelder: Bewegung/Starre, Leichtigkeit/Schwere,
Wachstum/Konstruktion:
„In der Überbrückung dieser scheinbar unüberwindbaren
Gegensätze entstehen in den Raum geschriebene Wesensbilder
physischer und psychischer Befindlichkeit, die im Dialog mit Natur
und Architektur Brücken schlagen, trotz stählerner Starre Zeit
vermitteln – Zeit, ohne die Bewegung und Veränderung undenkbar
ist.“ (1997 in: Künstler, Kritisches Lexikon der Gegenwartskunst)
Lackzeichnungen (Lack auf Stahlblech):
leerer weißer Raum, in der Fläche
schwarzer Stahlstab – schwarze Linien von konstanter Breite
„Zeichnung ist selbstständiger Partner auf Augenhöhe“ (homepage)
Sie „dient nicht der Skulptur“ (homepage)
Titel:
Titel ohne konkrete Bedeutung
geheimnisvoll, rätselhaft, mehrdeutig, assoziativ
Herzlichen Dank Robert Schad fürs Hiersein und Ihnen allen vielen
Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
© Dr. Sabine Heilig, Nördlingen, im Dezember 2016
Ausstellungen ROBERT SCHAD
Einzelausstellungen (Auszug) seit 2010
2010 Conny Dietzschold Gallery, Sidney (AUS)
Mönchehausmuseum Goslar, Kunsthalle Ziegelhütte/Stiftung Liner, Appenzell (CH), Egon Schiele Art Centrum, Český Krumlov (CZ)
2011 Seippel Gallery Johannisburg, „TANZ_1“, Stadt Altshausen, Marktplatz
2012 „TANZ_2“, Skulpturenpark Heidelberg, Kunstkabinett im Turm, Grünstadt/Sausenheim; artmark Galerie, Wien
2013 „TANZ_3“, Stadt Linz (A), Galerie Linz, Paris
2014 arthobler gallery, Zürich, „TANZ_4“, Stadt Landshut, Kunstverein Villa Wessel, Iserlohn
2015 „TANZ_5“ Castel de Pergine (I), Campus Goethe Universität Frankfurt (im Rahmen der Blickachsen 10), Lothar Fischer Museum Neumarkt/Opf
2016 Werkhallen Obermann / Burkhard, Remagen – Oberwinter, „CARRÉ DIX“ Robert Schad en Finisterre (Daoulas, Traverez, Le Relec, Kernault, Kerjean, Bon Repos, Morlaix, Primelin, Plozeved, Audierne) (F), Galerie Schoots van Duyse, Antwerpen (B), Galerie Cyprian Brenner, Schwäbisch Hall
Arbeiten und Kunstwerke von Robert Schad | offizielles Künstler Portfolio des KünstlersRobert Schad bei der Südwest Galerie (swg))